Der gut begleitete letzte Weg
Rund um den Heimeintritt: Fragen, Wege und Unterstützung
Ein Interview mit Corinne Brönnimann, Fachleitung Administration bei Solviva Care.
Der Schritt ins Heim erfolgt oft, wenn ambulante Dienste oder häusliche Pflege nicht mehr ausreichen, zum Beispiel bei grösserer Mobilitätseinschränkung, erhöhter Sturzgefahr, Selbstgefährdung oder starker Entlastung für pflegende Angehörige. Corinne Brönniman begleitet Menschen und ihre Angehörigen in einer Lebensphase, die oft von vielen Fragen, Emotionen und schwierigen Entscheidungen geprägt ist.
Ihr Anliegen ist es, diesen Übergang so verständlich, transparent und menschlich wie möglich zu gestalten. Mit einem offenen Ohr, klaren Informationen und dem Bewusstsein, dass hinter jeder Anfrage eine persönliche Geschichte steht, sorgt sie dafür, dass sich Menschen gut aufgehoben fühlen.
Der Entscheid für einen Heimeintritt falle selten leicht, erklärt Corinne. Oft stehe er am Ende einer längeren Phase, in der ambulante Dienste oder die häusliche Pflege nicht mehr ausreichten – sei es aufgrund eingeschränkter Mobilität, erhöhter Sturzgefahr, Selbstgefährdung oder weil pflegende Angehörige an ihre Grenzen geraten. In solchen Momenten sei es besonders wichtig, dass die Betroffenen professionelle Unterstützung erfahren und sich gut betreut fühlen.
Corinne Brönnimann, du begleitest als Fachleitung Administration viele Menschen beim Eintritt ins Pflegeheim. Was sind die häufigsten Fragen oder Unsicherheiten, mit denen Angehörige auf dich zukommen?
«Viele Angehörige kommen mit der Sorge zu mir, ob sie alles richtig machen. Sie fragen sich, ob der Zeitpunkt für den Heimeintritt tatsächlich gekommen ist, wie ihr Familienmitglied aufgenommen wird und welche organisatorischen Schritte auf sie zukommen. Häufig spielen auch Schuldgefühle oder die Frage eine Rolle, ob man genug getan hat. Ich nehme mir Zeit, diese Anliegen ernst zu nehmen, denn hinter jeder Unsicherheit steckt ein tiefes Verantwortungsgefühl. Mein Ziel ist es, sowohl Klarheit zu schaffen als auch den Angehörigen Raum für ihre Emotionen zu lassen.»
Was hilft Familien am meisten in dieser oft emotionalen Situation?
«Was Familien in dieser emotionalen Situation am meisten hilft, ist das Gefühl, nicht allein zu sein. Wenn Angehörige merken, dass ihre Fragen willkommen sind und ihre Sorgen ernst genommen werden, entsteht Vertrauen. Ich erlebe oft, wie entlastend es sein kann, wenn jemand einfach zuhört – ohne zu bewerten, aber dennoch Orientierung bietet. Diese Verbindung aus menschlicher Nähe und klaren, nachvollziehbaren Informationen gibt vielen Halt. Sie schafft einen Anker in einer Phase, die für Familien oft geprägt ist von Unsicherheit und Verantwortung.»
Rechtliches & Organisatorisches
Welche administrativen Schritte sind notwendig, bevor jemand ins Heim zieht?
«Bevor ein Heimeintritt erfolgen kann, braucht es einige organisatorische und rechtliche Abklärungen. Dazu gehören unter anderem die Klärung der Finanzierung sowie das Einreichen relevanter Unterlagen wie Anmeldedokumente, eine Patientenverfügung oder ein Vorsorgeauftrag und medizinische Dokumente. Ich begleite Angehörige durch diesen Prozess Schritt für Schritt und achte darauf, dass sie sich nicht allein gelassen fühlen. Mir ist wichtig, dass jeder Schritt verständlich bleibt und genügend Raum für Fragen besteht.»
Gibt es Dokumente, die oft vergessen werden oder besonders wichtig sind?
«Ja, es gibt einige Dokumente, die im Trubel der Vorbereitung leicht übersehen werden, etwa die Verfügung zur Patientenvertretung oder ein aktueller Medikamentenplan. Besonders wichtig sind auch die Unterlagen zur finanziellen Situation, da sie für die Berechnung der Kosten und mögliche Unterstützungsleistungen zentral sind. Ich helfe dabei, eine Übersicht zu schaffen, damit nichts vergessen geht und der Eintritt reibungslos verläuft.»
Wie läuft die Anmeldung bei Solviva Care konkret ab – was erwartet Angehörige im ersten Gespräch?
«Im ersten Gespräch geht es vor allem darum, einander kennenzulernen. Ich nehme mir Zeit, die persönliche Situation und die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohnerin oder des zukünftigen Bewohners sowie die Fragen der Angehörigen zu verstehen. Gemeinsam mit der Leitung Pflege und Betreuung besprechen wir den Ablauf, die notwendigen Unterlagen und mögliche nächste Schritte. Mir ist wichtig, dass dieses Gespräch nicht nur informativ, sondern auch entlastend wirkt.»
Finanzielle Aspekte
Pflege ist mit Kosten verbunden – wie können Angehörige die Finanzierung am besten klären?
«Die Frage der Finanzierung beschäftigt viele Angehörige – und das ist völlig verständlich. Pflegekosten sind hoch, und nicht jede Familie weiss sofort, wie sie diese stemmen kann. Ich empfehle, frühzeitig das Gespräch mit uns oder mit Partnern wie Pro Senectute oder den Sozialdiensten zu suchen. Gemeinsam schauen wir an, welche Leistungen von der Krankenversicherung übernommen werden, wie sich die Eigenkosten zusammensetzen und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Transparenz und individuelle Beratung sind hierbei entscheidend und Teil meiner Philosophie.»
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es, wenn das Einkommen nicht ausreicht?
«Wenn das Einkommen nicht reicht, gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten. Ergänzungsleistungen zur AHV oder IV können einen wichtigen Beitrag leisten. Auch die Sozialdienste der Wohngemeinde beraten und unterstützen. Ich begleite Angehörige in diesem Prozess und helfe dabei, die richtigen Anträge zu stellen. Niemand soll das Gefühl haben, mit dieser Situation allein zu sein.»
Wann ist es sinnvoll, Kontakt mit den Sozialdiensten aufzunehmen?
«Einen Kontakt mit den sozialen Diensten sollte niemand scheuen, ganz im Gegenteil: Dieser Schritt kann sehr entlastend sein. Sobald klar wird, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichen oder Unsicherheiten bestehen, lohnt sich ein Gespräch. Die Sozialdienste beraten nicht nur zur Finanzierung, sondern auch zu weiteren Unterstützungsangeboten. Ich ermutige Angehörige, diesen Schritt frühzeitig zu gehen und gemeinsam finden wir den richtigen Zeitpunkt wie auch die passende Form.»
Vorbereitung & Umzug
Was darf oder sollte man mitbringen?
«Ein Zuhause entsteht durch Vertrautheit. Persönliche Gegenstände wie Fotos, ein Lieblingskissen oder Erinnerungsstücke geben Halt. Auch kleinere Möbelstücke können mitgebracht werden, sofern sie gut ins Zimmer passen. Wichtig ist, dass der Raum Persönlichkeit widerspiegelt und Wärme ausstrahlt.»
Gibt es Dinge, die den Start im neuen Zuhause erleichtern?
«Ja, oft sind es die kleinen Dinge, die Grosses bewirken. Ein gewohnter Tagesablauf, regelmässige Besuche von Angehörigen oder vertraute Geschmäcker können viel bewirken. Ebenso hilft das offene Gespräch mit dem Pflegeteam über persönliche Vorlieben und Gewohnheiten. Ich ermutige Bewohner und Angehörige, diese Informationen mit uns zu teilen, denn je besser wir die Menschen kennen, desto individueller können wir sie begleiten.»
Emotionale & soziale Aspekte
Was rätst du Angehörigen, um den Übergang gut zu begleiten – auch emotional?
«Der Übergang ins Pflegeheim ist ein emotionaler Prozess. Ich rate Angehörigen, diesen Weg bewusst zu begleiten – mit Geduld, offenen Gesprächen und gemeinsamen Erinnerungen. Es hilft, kleine Rituale beizubehalten und Nähe zu zeigen. Wichtig ist, dass die betroffene Person spürt: Sie bleibt Teil der Familie, sie wird nicht abgegeben und wird wertgeschätzt.»
Welche Rolle spielt das Team im Heim in dieser Anfangszeit?
«Das Team spielt eine zentrale Rolle, insbesondere während der Anfangszeit. Es ist oft der erste Kontaktpunkt, der Sicherheit und Orientierung vermittelt. Unsere Kollegen nehmen sich Zeit, hören zu und gehen individuell auf Bedürfnisse ein. Ich erlebe immer wieder, wie wichtig es ist, dass neue Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur versorgt, sondern wirklich wahrgenommen werden. Das schafft Vertrauen und Vertrauen ist die Grundlage für ein gutes Ankommen.»
Tipps aus der Praxis
Wenn du einen Wunsch an Angehörige hättest – was wäre das?
«Mein grösster Wunsch wäre, dass Angehörige sich selbst Zeit und Verständnis schenken. Der Schritt ins Pflegeheim ist auch für sie ein Prozess, der Raum für Emotionen braucht. Wenn sie sich erlauben, Fragen zu stellen, Unsicherheiten zu äussern und mit uns gemeinsam Lösungen zu finden, entsteht eine echte Partnerschaft. Ich wünsche mir, dass sie spüren: Sie sind nicht allein, wir gehen diesen Weg gemeinsam.»
Gibt es einen Ratschlag, den du immer wieder gibst, weil er wirklich hilft?
«Sich Zeit zu lassen und Geduld mit sich zu haben. Der Übergang ins Heim ist kein Moment, sondern ein Weg. Es braucht Zeit, Verständnis und manchmal auch die Bereitschaft loszulassen. Wer sich selbst und seinem Angehörigen diesen Raum gibt, erlebt den Wandel nicht als Bruch, sondern als Entwicklung. Wir begleiten diesen Weg mit Respekt und Offenheit und laden Angehörige ein, sich ebenfalls mit Vertrauen darauf einzulassen.»
Abschluss & Perspektive
Wie unterstützt Solviva Care Angehörige und Bewohnende beim Ankommen?
«Das Ankommen beginnt für uns nicht erst mit dem Einzug, sondern mit dem ersten Kontakt. Bei Solviva Care verstehen wir diesen Übergang als einen sensiblen Prozess, der von gegenseitigem Vertrauen und respektvoller Begleitung lebt. Wir nehmen uns Zeit, die Lebensgeschichte, die Gewohnheiten und die Wünsche der neuen Bewohnerinnen und Bewohner kennenzulernen und beziehen die Angehörigen aktiv mit ein. Durch transparente Kommunikation, eine klare Struktur und eine offene Haltung schaffen wir ein Umfeld, in dem sich Menschen sicher und angenommen fühlen dürfen. Unser Ziel ist es, nicht nur ein Zimmer bereitzustellen, sondern ein Zuhause zu gestalten, gemeinsam, achtsam, mit Herz und besonders mit unseren Bewohnenden.»
Die Redaktion dankt Corinne Brönnimann vom Solviva Care Sunnepark für das ausführliche Interview.